Eppendorfer Landstraße 97-105
Eigentümer: Roberto Sciorilli
Bauträger: Immobiliengesellschaft Alstertreu
Architekt: Joachim Schild
Baubeginn: Ende 2016
Für die Ecke Martinistraße einschließlich Eppendorfer Landstraße 97-101 (ehemals Tre Castagne) hatte das Bezirksamt 2015 eine Baugenehmigung für ein fünfgeschossiges Eckgebäude mit 18 Wohnungen, einem Gastronomiebetrieb und Gewerbe erteilt. Seitdem hat der Eigentümer die Nachbargrundstücke 103-105 dazu gekauft und einen Änderungsantrag gestellt, der 2016 genehmigt wurde. Weiterhin sind Mietwohnungen und ein Restaurant vorgesehen – jedoch in größerem Umfang. Auf den Nachbargrundstücken Nummer 107-109 entsteht das Projekt „Lucente Eppendorf“.
Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie ein liebgewordenes dörfliches Ortsbild und eine traditionelle Nutzung den Vermarktungsinteressen des Eigentümers zum Opfer fallen. Das Restaurant „Tre Castagne“ – mit seinen drei Kastanien an der Ecke – wurde trotz starker Bürgerproteste abgerissen. Politik und Verwaltung hatten, auch wenn sie wollten, keine gesetzliche Möglichkeit, die Baugenehmigung zu verweigern, da das alte Gebäude auch nicht denkmalwürdig war.
Marthe v. WsE (Mittwoch, 05 Juni 2019 21:57)
Och nö, Herr Haffke! Seit wann will jemand wirklich in Eppendorf "günstige" Wohnungen bauen? Auch bei Verkauf von städtischem Grund nicht (siehe Ex-Heimannstift).
Man wusste am Epp. Markt sehr genau, dass die Bürger einen Abriss der Häuser in dem Bereich nie akzeptieren würden. Sonst hätte es den Bebauungsplan-Entwurf Eppendorf 23 gar nicht gegeben. Der war schon seit 2008 in Arbeit. Aber warum sollte in Eppendorf was funktionieren, was in anderen Bezirken (Eimsbüttel z. B.) geht! Zur Erinnerung:
Städtebauliche Erhaltungsverordnung nach § 172 BauGB für den Geltungsbereich Hamburg Nord:
Bezirk Hamburg-Nord
Bebauungsplan-Entwurf Eppendorf 23
17.03.2011 Plangebiet
Das Plangebiet wird wie folgt begrenzt: Erikastraße, Schubackstraße, Eppendorfer Landstraße, Eppendorfer Marktplatz, Eppendorfer Landstraße, Martinistraße der Gemarkung Eppendorf (Bezirk Hamburg-Nord, Ortsteile 403, 404 und 405)
Planungsziel
Durch den Bebauungsplan mit der vorgesehenen Bezeichnung Eppendorf 23 sollen wesentliche Bereiche des historischen Kerns von Eppendorf um den Eppendorfer Markt und die Erikastraße planungsrechtlich abgesichert werden. Für Teile der erhaltenen alten Bebauung ist eine Unterschutzstellung nach dem Denkmalschutzgesetz oder die Ausweisung eines städtebaulichen Erhaltungsbereichs nach § 172 BauGB vorgesehen.
Für Teile der erhaltenen alten Bebauung ist eine Unterschutzstellung nach dem Denkmalschutzgesetz ODER!!! die Ausweisung eines städtebaulichen Erhaltungsbereichs nach § 172 BauGB vorgesehen.
Sebastian Haffke (Mittwoch, 05 Juni 2019 18:38)
Genau deswegen passiert da ja auch etwas.
Milieuschutz, so er denn hilft, soziale Erhaltensverordnungen, werden da angewandt, wo es funktioniert. Wie schon vorstehend erklärt, galt aber für das Restaurant nebst Nebengebäuden das bundeseinheitliche Baurecht. Einzig der Denkmalschutz hätte den Abriss verhindern können.
Eine strengere Bauordnung mit mehr Vorschriften war bundeseinheitlich bisher nicht gewünscht. Ich bin froh, dass sich der Wind dreht und das wieder verstärkt in den Fokus gerät. Ich befürchte der Weg ist aber lang. Ansonsten hat sich die Politik an geltendes Recht zu halten.
Kati Ja (Mittwoch, 05 Juni 2019 18:17)
Ihre Partei stellt mit den Senat. Dann versuchen Sie doch auf den Senat einzuwirken und das Baugesetz zu ändern. Ihre Darstellung wirkt ein bisschen peinlich�
Sebastian Haffke (Mittwoch, 05 Juni 2019 15:55)
Frau Marthe, ich sehe nicht so wirklich einen Widerspruch, außer dass wir uns mit fast allen Parteien für einen Neubau ausgesprochen haben. In den ersten Diskussionen ging es ja sogar noch um Fassadenerhalt. Ich denke halt, dass der Milieuschutz in solchen Fällen leider nicht hilft. Ich persönlich fand jetzt das Gebäude mit dem Restaurant auch nicht unbedingt so erhaltenswert. Ich kann allerdings sehr gut verstehen, dass die neue Bebauung (obwohl sie optisch schlimmer ginge) keine begeisterung auslöst. Das gefällt uns doch auch nicht.
Dass sich die Fronten zwischen denjenigen, die das Gebäude erhalten wollten und denjenigen die gern mit Sozialwohnungen neu bauen wollten immer mehr verhärtet haben, hat sicherlich nicht positiv zur Entwicklung beigetragen. Es bleibt das Riesenproblem, dass die baulichen Gestaltungsmöglichkeiten zu gering sind. Es bleibt ein Problem, dass uns städtische staatliche Flächen fehlen.
Das mit den neuen Bäumen ist verdammt ärgerlich, zeigt aber zumindest deutlich, welche Haltung der Bauherr hat.
Marthe von WsE (Mittwoch, 05 Juni 2019 15:36)
Herr Haffke, es ging nicht allein um das Eckgrundstück. Milieuschutz stand dem BEzirk zur Verfügung und ist die Erhaltensmöglichkeit von stadtteilprägenden Gebäuden und Komplexen. Herr Haffke, ich kann mich noch sehr gut an Ihre Kommentare zum "Tre Castagne" damals erinnern. Sie hatten mit Sicherheit kein Interesse, den Eppendorfer Bürgern bei dem Erhalt der alten Gebäude in der Kl.-Eppend.-Landstraße zu helfen.
Der Erstkäufer wollte nur das Balutschistan, wie man den Sitzungsprotokollen entnehmen kann.
Erst später wurde bekannt, dass sich auch Sizilien und Neapel für die Grundstücke und Neubebauung in Stellung gebracht hatten. Seit Jahren ließ man das "Alte Landhaus" der Familie Wriggers gezielt verfallen, das den Italienern von Frau Wriggers - die ich gut kannte - mit der Auflage, es zu pflegen und zu erhalten für sehr wenig Geld vermietet worden war.
Lello war scheinbar der Platzhalter für Sciorilli, den die Gastronomie überhaupt nicht interessierte. Die fand nur noch irgendwie statt; gutes Essen und guten Umsatz gab es seit Jahren dort nicht, was die Eppendorfer wunderte. Außer die SPD, die dort auch zum Speisen kam und anscheinend gut dort bewirtet wurde. Abends saßen sonst kaum noch Gäste dort.
Sciorillis Papa macht ja mittlerweile seine Geschäfte in Dubai und hat genug Geld.
Vielen Dank auch für den EDEKA-Bunker-Neubau, der auch unter sehr dubiosen Umständen genehmigt wurde. Wenn der Admin dieser Website nicht weiß, wer da Architekt und Bauherr war, können wir von WsE gerne helfen. Wir haben damals die Baupläne und andere Unterlagen von der Stadtentwicklungsbehörde bekommen.
Sciorilli, der Bauherr der "günstigen" Wohnungen an der Ecke, kümmert es auch nicht, dass er Bäume pflanzen soll, die dort verbleiben - die gehen nämlich bei dieser Hitze gerade kaputt, weil die riesigen Baubretter auch noch ÜBER dem Wurzelgitter liegen. Wäre schön, wenn die endlich mal verschwinden würden. Selbst bei Regen kommt nicht genügend Wasser an die Bäume. Warum stehen die Absprerrzäune immer noch dort?
Sebastian Haffke (Sonntag, 02 Juni 2019 17:39)
Wir finden den Kommentar in sich schlüssig. Ziel der gesamten Bezirkspolitik war es das Grundstück sozial ausgewogen neu zu bebauen. Sehr schnell war klar, dass keiner der Besitzer des Grundstücks das alte Restaurant erhalten wollte. Das Denkmalschutzamt hat das bestätigt. Der Milieuschutz hätte auch dem alten Restaurant nicht geholfen. Nach dem sich erst eine Mischbebauung mit sozialem Wohnungsbau in 2012 abzeichnete, sah es so aus, dass eine sozial verträgliche Lösung gefunden werden könnte. Da das Grundstück aufgrund der Proteste und des dann sehr lange geschlossenen, weil erfolglosen Restaurants dann mehrfach den Besitzer wechselte, waren sämtliche alten Planungen über den Haufen geworfen. Der neue Investor brauchte leider nur die Bedingungen einhalten, die rechtlich einzuhalten waren. Mischbebauung und Ersatz der gefällten Bäume.
Die Mietpreise des neuen Objektes waren absehbar zu hoch. Die 27,00 Euro kalt pro qm werden nun für die exklusive Dachterrassenwohnung aufgerufen. Freuen kann sich darüber niemand. Es gab für die Politik aber auch keine realistische Option das Grundstück zu kaufen und besser zu überplanen.
Die gewerbliche Nutzung scheint auch an diesem Standort eher ein Problem, steht das Gewerbe immer noch leer.
Marthe von Wir-sindEppendorf (Sonntag, 02 Juni 2019 16:38)
Es ist doch etwas seltsam solche Sätze von SPD-Seite zu lesen, wie: Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie ein liebgewordenes dörfliches Ortsbild und eine traditionelle Nutzung den Vermarktungsinteressen des Eigentümers zum Opfer fallen." Die Politik hatte die Erhaltensverordnung (Milieuschutz), die seit 2008 in Arbeit war, plötzlich in der Versenkung verschwand und wie durch Zauberhand kurz nach Abbruch des Tre Castagne wieder auftauchte und in Kraft trat. Keinesfalls konnte die Bezirkspolitik "nichts" dagegen tun. Die Protokolle ihrer eigenen Sitzungen zeigen, wie was gelaufen bzw. nicht gelaufen ist.
https://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=30699
https://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=31966#allrisWP
Götz v. Grone (Mittwoch, 29 Mai 2019 22:33)
Den Kommentar im 2. Absatz kann ich als Bürger, der an den Bürgerprotesten aktiv teilgenommen hat und dafür in einem Artikel des Abendblatts vom 4.3.2015 (S. 1 unter 'Menschlich gesehen') als "streitbarster Eppendorfer" bezeichnet worden ist, als Verhöhnung des Protests gegen den Abriss und eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit betrachten. Die Initiative 'Wir sind Eppendorf' hatte gegen den drohenden Abriss im Stadtteil 4.000 Unterschriften gesammelt und der Bezirksamtsleitung übergeben.
Die von der SPD gestellte Bezirksamtsleitung und die maßgeblichen Sprecher der SPD-Fraktion haben den Abriss des 'liebgewordenen dörflichen Ortsbilds' aktiv betrieben, die vorhandenen Gebäude einschließlich des Tre Castagne in den Gremien der Bezirksversammlung als 'Schrott' bezeichnet, der abgerissen und durch neuen Wohnraum ersetzt werden müsse. In diesem Jahr sind die neuen Wohnungen auf dem Markt mit bis zu mehr als 30.-€ pro Quadratmeter angeboten worden - das Ergebnis sozialdemokratischer Stadtentwicklungspolitik.